Starke öffentliche Dienste für unser Hamburg

Info dbb-hamburg Nr. 13/24

dbb Bürgerbefragung 2024 - Alarmierende Ergebnisse! Wann reagiert die Politik endlich?

28. Juni 2024

Der dbb hat am 26.06.2024 die Ergebnisse der 18. dbb Bürgerbefragung vorgestellt, die das Meinungsforschungsinstitut forsa durchgeführt hat.

Die Ergebnisse der Befragung sind alarmierend und müssen auch die politisch Verantwortlichen in Hamburg zum Nachdenken bringen.

70 Prozent halten den Staat für überfordert – Politik muss endlich umsteuern

Ein neuer Tiefpunkt: 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger halten den Staat für überfordert, nur noch 25 Prozent glauben, dass er seine Aufgaben erfüllen kann.

Der negative Trend der letzten Jahre setzt sich immer weiter fort. Überfordert ist der Staat danach vor allem mit der Asyl- und Flüchtlingspolitik, der Bildungspolitik sowie der inneren Sicherheit. Die Befragten unterscheiden dabei klar zwischen den staatlichen Institutionen und ihren Beschäftigten. Auch 2024 belegen die Berufe des öffentlichen Dienstes wieder die Top-Plätze im Beruferanking, allen voran die Feuerwehrmänner und –frauen.

Die wichtigsten Aufgaben des Staates sind aus Sicht der Befragten 2024 die Aufrechterhaltung der sozialen Gerechtigkeit, die Verbesserung der Infrastruktur, die Modernisierung und Digitalisierung des öffentlichen Dienstes sowie die Stärkung der Bundeswehr. Das Thema Klimaschutz und erneuerbare Energien ist im Prioritäten-Ranking der Bevölkerung im vergangenen Jahr deutlich zurückgefallen.

Psychische Belastung am Arbeitsplatz wächst – dbb hamburg fordert Arbeitszeitverkürzung

Vor allem Beschäftigte im Staatsdienst sind inzwischen einer hohen psychischen Belastung ausgesetzt. Hauptursachen: Schichtdienst, Arbeitsverdichtung, Gewalterfahrungen.

Folgerichtig hat die diesjährige Sonderbefragung zum Thema Arbeitszeit auch ergeben, dass die Beschäftigten in Deutschland dem Thema „Entlastung durch Arbeitszeitverkürzung und -flexibilisierung“ generell positiv gegenüberstehen. Insgesamt wünschen sich 72 Prozent der Befragten (77 Prozent im öffentlichen Dienst) eher einen zeitlichen als einen finanziellen Ausgleich für Überstunden und Mehrarbeit. Beschäftigte in der Privatwirtschaft und Angestellte im öffentlichen Dienst wünschen sich zudem häufiger eine Vier-Tage-Woche oder zusätzliche Urlaubstage, Beamtinnen und Beamte vor allem eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit.

Dazu Thomas Treff (Vorsitzender dbb hamburg beamtenbund und tarifunion):

„Die Ergebnisse spiegeln wider, was unsere Kolleginnen und Kollegen in den Dienststellen, auf der Straße oder in den Schulen tagtäglich erfahren. Sie halten den staatlichen Betrieb aufrecht und das wird von den Bürgerinnen und Bürgern auch positiv wahrgenommen. Das zeigt sich auch in dem guten Beruferanking.

Den Staat als Institution halten die Bürgerinnen und Bürger hingegen inzwischen mit einer großen Mehrheit für überfordert. Es ist mehr als deutlich geworden, dass die Bürgerinnen und Bürger ein Umsteuern in zentralen Politikfeldern fordern und dass sich die politischen Prioritäten geändert haben.

Vieles was die Bürgerinnen und Bürger als prioritär ansehen, kann aber nur durch einen leistungsfähigen und konkurrenzfähigen öffentlichen Dienst erreicht werden. Das gilt insbesondere auch in einer Metropole wie Hamburg, wo die genannten Themen sehr verdichtet auftreten. Wir sind gerne bereit mit der Politik gemeinsam Lösungen zu entwickeln, wie wir den öffentlichen Dienst zukunftsfest aufstellen, um die an den Staat gestellten Anforderungen zu erreichen.

Zur besseren Personalbindung und -gewinnung gehört dann auch, dass sich die Tarifpartner in den anstehenden Tarifrunden mit dem Thema der Arbeitszeitverkürzung auseinandersetzt. Für den dbb hamburg ist eine Arbeitszeitverkürzung notwendig, um die Belastungen der Kolleginnen und Kollegen abzumildern, die auch aus den Ergebnissen der dbb Befragung sichtbar geworden sind. Zum anderen muss sich auch der öffentliche Dienst im Kampf um Fach- und Arbeitskräfte den Entwicklungen stellen, die in vielen Bereichen der Privatwirtschaft bereits umgesetzt werden, wie z.B. eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit und eine stärkere Flexibilisierung z.B. durch die Einführung einer Vier-Tage-Woche. Der öffentliche Dienst wird weiter an Attraktivität und damit auch an Funktionsfähigkeit verlieren, wenn er diese gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen nicht bei der Gestaltung seiner Arbeitsbedingungen mitaufnimmt.“

Weitere Informationen und die Ergebnisse der Befragung finden Sie hier:

dbb Bürgerbefragung

Thomas Treff

(Vorsitzender dbb hamburg beamtenbund und tarifunion)